Seit vielen Jahren heißt es im Juli, auf nach Roth, Freunde und Bekannte bei ihrem Vorhaben, eine Langstrecke zu finishen, zu unterstützen, anzufeuern und die Stimmung zu genießen.
Schon auf der Autobahn wird man hier im Mekka des deutschen Triathlons mit dem Hinweisschild „Triathlonregion Rothsee“ begrüßt. Es fällt also nicht schwer, sich davon überzeugen zu lassen, hier auch mal selbst an den Start zu gehen. Das war also für 2014 der Plan. Auch Erwin aus Leipzig hatte das Glück, im Vorjahr einen Startplatz zu ergattern und so ging es gemeinsam nach Roth.
Leider verlief bei uns beiden die unmittelbare Wettkampfvorbereitung semioptimal. Ich durfte vor dem Rennen 2 Wochen lang das Bett hüten. Da ist man 2 Jahre ohne Erkältung geblieben und dann das… Naja, hilft nichts, positiv denken. Die Taperphase wird halt etwas länger. Erwin hatte es eine Woche vor dem Rennen erwischt. So ging es mit etwas Ungewissheit, wie der Körper reagiert, 6.30 Uhr an den Start. 1. Welle, mit den Profis. Wenn schon, denn schon ;-).
Und schon hier am Start bekommt man einen Eindruck, was einen den ganzen Tag über begleitet: triathlonverrückte Zuschauer. Nicht 100 oder 200, wie beim heimischen Dorftriathlon. Nach Aussage des Veranstalters waren es über 250.000, die an der Strecke die 3500 Athleten feierten.

Das Schwimmen verlief recht unspektakulär. Da die Jungs hier vorn alle gut schwimmen können, gab es die ganze Strecke gut Gedränge im warmen Kanal. Nach 56 Minuten ging es dann raus aus dem Wasser, Beutel schnappen, Neo rein und ab aufs Rad.
Hier war der Plan erst mal ganz entspannt zu schauen, was der Körper macht. Immer im Hinterkopf, dass es noch ein langer Tag wird. Der Leitspruch des Tages „Am Ende kackt die Ente“ sollte sich heute noch mehr als bewahrheiten.
Die Rother Radstrecke ist auf Grund der vielen Hügel und den unzähligen Stimmungsnestern, in denen die Zuschauer gut Party machen, sehr kurzweilig. Bei der Anfahrt zum Solarer Berg ging mir nur noch durch den Kopf: Was ist das denn hier? Die sind ja alle bekloppt! Mit Gänsehaut und der ein oder anderen verdrückten Träne wuchtet man sein Rad hier mit exorbitanten Wattwerten durch eine Wand von schreienden und wild gestikulierenden Zuschauern, die sich gefühlte 10 cm vor einem öffnet. IRRE.

Der Start aus der ersten Welle hat den Charme, dass man die Radstrecke in der ersten von zwei Runden noch komplett für sich hat, um seinen Rhythmus zu finden. Auf den 180 km ging es um mich herum sehr fair zu. Kein Meter Windschatten. 180 km allein. Dass das hier, auch auf der zweiten Runde, in der es zu ständigen Überholvorgängen von Athleten aus später gestarteter Wellen kommt, machbar ist, hatte ich nicht erwartet. Das ist ehrliche Langstrecke, denn für eine RTF und um mich selber zu betrügen, habe ich nicht trainiert. Nach knapp 5 Stunden war das Radfahren dann schon Geschichte. Die letzten Kilometer nach Roth gerollt und rein in die Laufschuhe.
Dummerweise verkrampfte hier bei den ersten Schritten, wie vor einem Jahr auf Lanzarote, mein Rücken, so dass an ein Beugen nicht mehr zu denken war. Aber ein krummer Rücken beim Laufen sieht ja auch doof aus. Und Pilze sammeln wollte ich ja auch nicht. Also ab auf die 42 km und immer am Kanal lang. An der ersten Wende erwartete mich Sepp (der uns Tags zuvor unmissverständlich klarmachte, was wir für Luschen sind, in dem er von Chemnitz mit dem Rad nach Roth kam). Sepp schrie irgendwas von „der Leder, Niedrig und Jacobs sind nicht weit weg“.

Ja. Ja. Da hatte der Vortag dann doch Spuren hinterlassen…Sepp sollte lieber Schatten aufsuchen. Bei Kilometer 30 Richtung zweiter Wende gab es dann noch mal gut Motivation durch mitgereiste Freunde aus Leipzig und hier zeigte sich, dass Sepp doch nicht geflunkert hatte. Leder, Niedrig und Jacobs waren keinen Kilometer weit weg. Wenn das nicht beflügelt. In klassischem Langstrecken-Schleppschritt konnte ich noch am ehemaligen Weltmeister vorbeischlurfen, bevor es durch Roth und hier Richtung Ziel ging. Überglücklich, meine zweite Langdistanz im Ziel beendet zu haben, ging es als 59. in 9:25 h durch das mit jubelnden Zuschauern gefüllte Stadion.

Ein harter, langer, aber sehr schöner Tag. Genau das ist Langdistanz!
In diesem Sinne
Sport Frei
Euer Andreas Jalowi