Letzten Samstag war es nun soweit. Jetzt bin ich endlich ein Iron… äh KnappenMan! Was tut man nicht alles, um sein Konterfei auch unter der Rubrik „Langdistanzler“ einsortiert zu bekommen... ;-).
Am Anfang der Saison nach meinen Zielen gefragt, gab ich „nix besonderes“ an, aber im Hinterkopf schwebte mir auch da schon die fixe Idee von einem nicht allzu ewig vorbereiteten Start beim KnappenMan XXL vor. Gemeldet wurde natürlich noch nicht. Schließlich waren noch genug Plätze frei und an eine entsprechende Trainingsplanung geschweige denn eine familieninterne Startfreigabe war kaum zu denken.
So trainierte ich die erste Saisonhälfte kürzere Strecken vor mich hin, lief ein paar Läufe mit und startete bei 2 Liga-Sprintdistanzen. Die längste Wettkampfbelastung war ein Halbmarathon. Und so ging es Mitte Juni für 2,5 Wochen in den Urlaub nach Sardinien. Aus dem zurückgekehrt, war aus der fixen Idee ein ziemlich festes Vorhaben geworden und eine gezieltere (aber immerhin halbwegs familienfreundliche) Vorbereitung begann. Aus vorher 100-150 Radkilometern pro Woche wurden erst 200 und dann bis zu 350 km. Wobei ich mir für meinen ersten und bisher einzigen Ausritt über 180 km extra mal einen Tag Urlaub gönnte.
Bis 2 Wochen vor dem Event lief alles soweit ganz gut - abgesehen von Achillessehnenreizungen an beiden Füßen, die Laufumfänge jenseits der 20 km eigentlich unmöglich machten und nur mit täglicher Kühlung, mindestens einem Tag Pause zwischen den Läufen und Kinesiotaping halbwegs in den Griff zu bekommen waren.
12,5 Tage vor dem Start erwischte es mich dann ganz bitter. Auf einer meiner letzten geplanten längeren Radausfahrten hatte ich nach etwa 100 km immer noch so viel Druck auf den Pedalen, dass beim Durchbeschleunigen jenseits der 30 km/h an einer gerade grün gewordenen Ampel die Kette über das Kettenblatt rutschte und damit meinem Zug am Lenker plötzlich der Gegendruck abhanden kam. Ende vom Lied war erst der Besuch der Asphaltdecke und dann der Notaufnahme. Immerhin konnte ich da noch selbst hinfahren, aber Schürfwunden, eine Hüftprellung und verschiedene Risse der Haut an Ellenbogen und auf dem Beckenkamm, von denen 3 mit in Summe 7 Stichen genäht werden mussten, waren trotzdem zu beklagen. Das hätte mir aber auch mal einer eher sagen können, dass man eine Fahrradkette jenseits der 15.000 km nicht mehr wirklich benutzen sollte… ;-)
Dank bevorzugter Sonderbehandlung eines befreundeten Arztes und realistischer Einschätzung meines Zustandes mit ihm zusammen, schrieb ich mein Ziel noch nicht ab und fand mich mit ein paar Tagen kompletter Ruhe (abgesehen von meinem Gejammer natürlich) und 10 Tagen Wasserverbot ab. Nach 3 Tagen fuhr ich mal wieder kurz Fahrrad und versuchte ein bisschen zu Laufen. Die erste Runde auf der 400m-Bahn war mit Ach und Krach und Aua unter 6 min/km zu bringen und nach 3 Runden war auch schon wieder Schluss.
So versuchte ich dann jeden Tag ein bisschen mehr zu machen, ließ mir am Dienstag der Wettkampfwoche die Fäden ziehen, ging am Mittwoch erstmals wieder kurz in einen See und reiste am Freitagabend als Nachmelder zum KnappenMan. Schließlich hatte ich ja doch ein wenig Zeit und Mühen investiert und meine Familie gelegentlich durch Nichtanwesenheit leiden lassen. Das sollte nicht umsonst gewesen sein. „Wird schon irgendwie gehen.“ war mein Gedanke. Im Nachhinein betrachtet, hätte der Wettkampf auch wirklich keine 2 Tage früher kommen dürfen.
Vor Ort gab es dann übrigens nur noch eine Staffelstartnummer für mich, aber hey, man nimmt was man kriegen kann…
Teil 2 meiner Erzählungen soll sich nun dem eigentlichen Wettkampf widmen. ;-)

Das Schwimmen lief prima, die Arme waren ja schließlich ausgeruht. Mit Maik Petzold hatte ich einen 1a-Schwimmpartner. Bis zur ersten Eckboje schwammen wir noch schön nebeneinander her, danach beschränkte ich mich auf‘s Hinterherschwimmen. Schließlich war er ja „nur“ Staffelschwimmer und konnte ruhig ein bisschen arbeiten. Wir kamen dann zusammen aus dem Wasser und ich führte die Einzelkonkurrenz „knapp“ an. ;-)

Auf dem Rad ging es auch erstmal ganz gut los, aber nach 20 min setzte Regen ein und die ohnehin schon frischen 14,x °C wurden noch frischer. Als der Regen gerade so langsam aufhörte und ich auf die 2. von 6 Runden ging, fuhr ich mir einen angespitzten Kieselstein ins Vorderrad und durfte als erster den niegelnagelneuen Bikeservice von Bikepoint Wiesner testen. Das Quad kam nach ca. 6 min auch recht effektvoll angebrettert, das Rad wurde fix gegen ein Leihrad getauscht und 20 km später bekam ich nach einem weiteren Stopp mein frisch geflicktes Laufrad auch schon wieder zurückmontiert. In Summe hat mich die Aktion so ca. 8 min gekostet und ließ meine ohnehin schon nicht berauschende Radperformance noch schlechter aussehen, aber sei’s drum…

In selbiger Runde 2 kamen dann der spätere Sieger Thomas Jänsch und ein Joachim mit ziemlichem Geschwindigkeitsüberschuss vorbeigerauscht. Auch Martin Koch und Torsten (in Runde 3) ließen nicht lange auf sich warten und zogen nach kurzem Plausch von dannen. Nachdem das Selbstvertrauen nach dem Durchreichen nicht mehr wirklich das größte war, hieß es nun Ruhe zu bewahren und den Rest der Strecke passabel abzuspulen, was mir auch halbwegs gelang. Als die hektischen Mitteldistanzler auf die Strecke kamen, wurde man so leicht aus seinem Trott geholt, aber dann ging das Radfahren auch schon wieder recht unspektakulär zu Ende. Ich hatte mich gut verpflegt und war gespannt was die geprellte Hüfte zum nun kommenden Marathon sagen würde.

Und siehe da: Sie sagte nix! Hurra! Stattdessen brannten mir die Füße schon nach der ersten (von 4) Runde wie Hölle. Die großflächigen Blasen auf den Fußsohlen sollten bis zur vorletzten Runde auch mein größtes Problem darstellen. Der Schritt blieb bis dahin recht locker flockig und im Rennverlauf tat sich von den Abständen her nach vorne nicht wirklich etwas. Ich holte auf Martin und Torsten zwar ein bisschen auf, aber wirklich weltbewegend war das nicht. Nach hinten hatte ich an den Wendepunkten keinen Jäger ausfindig machen können.

Zu Beginn der letzten Runde wurde es dann gefühlt deutlich zäher und unrunder. Richtung Wendepunkt konnte ich sehen, dass Torsten wieder ein paar Meter zurückgewonnen hatte, aber von Martin war lange Zeit nix zu sehen. An der Wende war sein Vorsprung nicht mal mehr eine Minute groß. Daraufhin fühlte sich mein Lauf dann kurzfristig wieder besser und schneller an und ich hoffte ihn noch einholen zu können. Er konnte aber anscheinend nochmal zusetzen und zog mir langsam und mit vielen Blicken zurück wieder davon. Ich ging dann für die verbliebenen 3 km wieder in den Überlebenskampf-Modus zurück, sicherte Platz 5 ab und versuchte mir auf den letzten Metern noch ein Lächeln aufs Gesicht zu zimmern. ;-)


Eine bestimmte Platzierung war ja ohnehin nicht wirklich mein Ziel. Ich wollte ja eigentlich nur gut durchkommen und hatte insgeheim die wahnwitzige Hoffnung auf eine Zeit unter 10 Stunden. Dass es nun eine 9:24:28 wird, hätte ich nicht zu träumen gewagt. Auch wenn man die ca. 6-7 km zu kurze Radstrecke (nicht umsonst ist der KnappenMan der „schnelle Triathlon im Lausitzer Seenland“ ;-)) wieder drauf und den Raddefekt wieder runter rechnet, komme ich immer noch auf eine Zeit um die 9,5 Stunden. Da bin ich doch glatt mal baff!

Glückwunsch noch an meine Mitwettstreiter für den guten Kampf! Das nächste Mal können ruhig mehr Starter über die XXL-Distanz an den Start gehen. Es lohnt sich! Der KnappenMan ist eine prima organisierte Veranstaltung in einer schicken Gegend mit vielen engagierten Ordnern und Helfern – familiär und doch professionell – auch wenn man den einen Kieselstein sicher besser hätte platzieren können… ;-)
Es dankt für die Ausdauer beim Lesen meiner halben Lebensgeschichte
Euer Christian
Links: Ergebnisse, Bilder und Veranstaltungshomepage
P.S.: Die unzähligen, anderen Vereinsmitglieder, die auf den verschiedenen Distanzen und in der STV-Liga am Dreiweiberner See teilgenommen haben, lasse ich mal größtenteils unerwähnt. Vielleicht hat ja der eine oder andere auch seine Geschichte zu erzählen…