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Annett Finger von den Dresdner Spitzen startet dieses Jahr auf dem 'Transalpine Run'. Lest hier Ihre Erfahrungsberichte. (...) |
Noch ganze zwei Tage bis zum Start des Transalpine Run, "also hau' ich ab mit Sack und Pack und pack ein paar meiner Siebensachen, die ich hab und dann wird mir klar, es fehlt immer ein Stück, doch ich mach mir nichts draus, setz den Wagen zurück und bin raus" :)
Anbei eine "kleine" Impression was die Nahrungszufuhr angeht und da hab ich einige Dinge schon wieder weggetan...
Also verhungern sollte ich nicht... Und das ist nur das Essen. Meine restlichen Taschen, Rucksäcke etc. behalte ich besser für mich, sonst heisst es wieder: typisch Frau. Naja Sport Wettkampf sind nun mal das Eine, Chicsein das Andere ;-)
Und was bleibt: "Ich packe meine Sachen und bin raus, mein Kind, Annett ist auf der Reise und hat Rückenwind..."
1 des Transalpine Run liegt hinter und uns scheen wars. Noch. ;-)
Nachdem wir gestern mit unserer "Großraumlimousine", einem Peugeot 106, und gefühlten zwei Kleider- sowie Kühlschränken angereist sind, hieß es heute 11 Uhr: START FREI! Die ersten Kilometer von starkem Regen begeleitet, vergingen wie im Flug und auch der Rest lief flüssig. Auf dem Wohlfühlbarometer von 1-10, 10 = :-), würde ich es mit einer 9 klassifizieren. Also alles noch im grünen Bereich, so dass ich Natur und Erlebnis ganz aufsaugen kann.
Außerdem ziert seit heute Morgen so ein Gummiband (was tut man nicht alles für den Kopf) meinen rechten Arm: "where is the limit" - wir werden sehen, die geliebten Berge werden es im Laufe der kommenden Tage mit Sicherheit aufzeigen.
Der Abend wurde uns kulturell u.a. mit Gesängen von Otto versüßt. Danke, Thomas!
Eckdaten:
36,3 km
1223 Höhenmeter
4:39 h
Mit Stock über Stein - 05. September 2010
Geschafft! Tag zwei ist Geschichte und damit das erste Viertel. Gestartet wurde heute 8 Uhr, so dass 5:30 aufstehen angesagt war.
Von St. Ulrich am Pillersee aus, ging es gleich etwas anders "zur Sache" nämlich direkt bergan. Entlang des Kalktals schlängelte sich ein schöner Trail bis zur Gerstbergalm hinauf. Jule und ich haben direkt davon geträumt, wie wunderbar es wäre hier das Zelt auszustellen, was Nettes zu köcheln und mindestens eine Flasche Rotwein zu killen ;-)
Damit lag der erste Anstieg hinter uns. Und wo es hoch geht, da geht's bekanntlichermaßen auch runter und dann wieder hoch und wieder runter... Puh. Neben der schönen Natur gab es heute noch ein Gutes: Sonne satt. Herrlich.
Wieder haben wir uns gut geschlagen und liegen nun auf der faulen Haut. Bereits jetzt klappern unsere Zähne vor der morgigen Königsetappe, schlappe 47 km und 2200 HM.
Besonderer Dank gilt schon jetzt, und das sollte unbedingt erwähnt werden, an Thomas, Jule's Freund, der uns nach allen Regeln der Kunst umsorgt, ebenso wie sein Freund (oder wie Thomas ihn nennt: Assistentenassistent) Stefan, der zwei Tage bei uns verweilte. DANKE - ihr seid so gut zu uns :)
Eckdaten:
33,2 km
1810 HM
5:27 h
Über den Wolken - 06. September 2010
...muss die Freiheit wohl grenzenlos sein... oder so ähnlich. Fakt ist. dass heute die Königsetappe anstand, mit schlappen 46,90 km und 2252 HM. Mein erster Ultra also :) Start war im chicen Kitzbühel, von wo aus es zum legendären Hahnenkamm hinauf ging. Der erste Teil der Strecke war jedoch eher unspektakulär, da Waldautobahn. Lediglich das schroffe Profil des Wilden Kaisers im Hintergrund gestaltete den Aufstieg etwas attraktiver. Nach einem langen Abstieg jedoch begann der schöne Teil der Strecke. endlich wurde es etwas ausgesetzter. Yipeeh. Vom Schöntaljoch aus schlängelte sich der ein teils schneebedeckter Pfad am Berg entlang. Die Sonne war mal wieder auf unserer Seite und wenn da nicht die elende Quälerei gewesen wäre, ach wie wäre es zum Genießen gewesen.
Jawohl Quälerei...Ich will das auch gar nicht vorenthalten. Ich habe Muskelkater bis zur Kinnlade und hier und da zwickt es auch schon mal, aber wer mich kennt der weiß, dass es mir immer wichtig ist, die Schönheit einer solchen Sache in den Vordergrund zu stellen und nicht zu vergessen der Aspekt, dass dies alles nicht selbstverständlich ist, so etwas mitzumachen und zu erleben. Never forget that! Dann sind da die Momente, wo die Rotorenblätter des Hubschraubers nur wenige Meter über deinem Kopf rotieren, du deinen Atem hörst und siehst, dein Herz bis zum Hals klopft, du fünf Sekunden inne hältst, die Landschaft und die Meute sich den Berg hinaufschlängeln siehst... spätestens dann huscht ein Lächeln über deine Lippen.Tja, was waren die weiteren Highlights des Tages? Unterwegs fällt mir immer so viel ein, ab und an muss ich dann kichern und lasse Jule an meinen zum Teil lustigen Gedankengängen teilhaben. Die Idee war auch schon, dass ich mir mal ein Diktiergerät einstecke, um diese Geistesblitze direkt aufzuzeichnen :-)
Keep on running - 07. September 2010
Nach einer unruhigen Nacht, weil ich gar nicht so recht wusste, wie ich vor Muskelkater noch liegen sollte und permanent rumruschelte (arme Jule) holte uns der Wecker erneut 5 Uhr aus dem Bett. Menno, womit haben wir das nach der gestrigen Etappe bloß verdient??? Gönnt uns doch mal ein wenig Ruhe! Heute war der erste Morgen, wo ich so gar nicht aus dem Bett wollte. Na gut, also ran an den Frühstückstisch, der Versuch etwas zu essen (es fällt mir zunehmend schwerer) und dann in Richtung Start.
Auch heute sollte es ein erneut langer Lauftag werden. Schon wieder ein großzügiger Marathon, genauer gesagt 43,9 km sowie 1867 HM. Puh, das war heute morgen nicht gerade motivierend. Doch die ersten Kilometer gingen recht zügig an uns vorbei, denn diese waren lediglich wellig. Dann nach einem ersten knackigen Anstieg ein Highlight ein Sicht: die Krimmler Wasserfälle oder besser gesagt, die Niagarafälle von Österreich – haben wir mal so festgelegt, weil es so imposant aussah.
Danach schlängelte sich der Weg landschaftlich wunderschön entlang des Krimmler Hochplateaus, die großen und schneebedeckten Berge schon in Sichtweite. Heute gab es neben dem Bergfest noch einen zweiten Aspekt zum Feiern. Wir passierten nämlich die höchste Stelle der Tour, die Birnlücke mit 2669 m. Doch ruck zuck schmuck war auch diese bezwungen. Erstmals mussten wir allerdings den kompletten Rucksackinhalt leeren, Handschuh, Mütze, Pullover, Regenjacke. Und dazu – bitte sagt nichts – Fräulein Finger mal wieder im Laufrock - naja, die B-Note ist eben auch wichtig J Oben angekommen war dies jedoch immerhin eine Aufmunterung für die Bergwacht. Bissl rot waren die Beinln, aber ansonsten ging’s, Hauptsache Kopf und Oberkörper waren warm eingepackt.
Wir kämpften uns dann durch Nebel und Schnee und fanden den Weg zurück in Richtung Tal. So schön wie es war, war es für mich irgendwie auch ein Tag zum Sentimentalwerden. Nach vier harten Etappen kann das schon mal passieren. Ich schwanke dann zwischen absolutem Glücksgefühl und mächtiger körperlicher Erschöpfung. Vor wenigen Tagen habe ich mit meiner besten Freundin darüber gefachsimpelt, warum man sich so etwas überhaupt antut. Ich meinte, um Grenzen auszureizen, ans Limit zu gehen und sie war der Meinung, um sich selbst zu spüren. Mmh. Irgendwie ist es wohl ein wenig von Beidem. Tipp am Rande dazu, falls ihr so etwas selbst ins Auge fasst: nehmt einen eurer Lieben mit ins Gepäck, das hilft mental unheimlich und ist eine sehr hilfreiche Stütze, wenn man völlig kaputt ins Ziel kommt, so zumindest mein Empfingen, wenn ich sehe wie Jule sich freut, wenn sie „ihren“ Thomas schon von weiten sieht – da kann es auch schon mal passieren, dass sie im Eifer des Gefechts fälschlicherweise eine Dame am Wegesrand, aufgrund der Schirmfarbe, für ihn hält und freustrahlend rufend auf sie zustürmt – gell Jule ;-)
