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Aus meinem geplanten zweitägigen Vorbereitungstraining auf diese Einheit wird nichts. Ich vertraue lieber auf meine Erfahrung.
Mittwoch wache ich 5:30Uhr auf und muss kurz überlegen, wo und wer ich bin und warum die Beine schon unter der Decke wirbeln. Ach klar, heute ist ja Langdistanz-Training! Carsten treffe ich erst 1,5 Stunden später. Erstaunt nehme ich zur Kenntniss, dass er seine Hausaufgaben gemacht hat: Alle relevanten Zwischenzeiten für das Zieltempo hat er sich auf den Unterarm geschrieben. Wer ihn kennt, weiss dass dies Not tut. Weiterhin scheint er bezüglich der Ernährung gelernt zu haben, oder aber mein Gesabbel geht ihm so sehr auf die Nerven, dass er die Ratschläge einfach befolgt. Sowohl eine volle Trinkflasche als auch ein Gel und ein Riegel wühlt er aus den Untiefen seiner Hose hervor. Damit sollten wir das Training doch überleben. Die benachbarte Mensa der Bundeswehr weht zusätzliche Nährstoffe herüber. Der Geruch nach Schnitzel und Erbsen erinnert mich an mein Lieblignsmüsli mit Boulette und Zwiebel.
Nach einem kurzen Lauf-ABC und zwei Steigerungen geht es los. Als erfahrenem Tempohasen bleibt es mir überlassen, die ersten paar Mal von vorne zu laufen. Es geht gut, ich muss mich echt bremsen und frage mich wie schnell ich wohl beim 100km-Duathlon vor zwei Wochen gelaufen bin. Die Anstrengung ist sooo gering. Ich komme zu dem Schluss, dass es wohl mindestens eine 3:03min/km gewesen sein muss. Carsten hält sich erstaunlich zurück und trabt locker hinterher. Er scheint jedes Intervall mit zweimal Atmen auszukommen: Einmal vorm Start und einmal im Ziel. Nach sechs Wiederholungen essen wir ein Gel. Das Gel soll schließlich noch genug Zeit haben im Bauch zu randalieren. Passieren wird dahin gehend nichts.
Die nächsten sieben Male laufen wir in entgegengesetzer Richtung. Das Tempo ist weiterhin sehr gut und die Endzeiten liegen in einem Zwei-Sekunden-Intervall. Carsten läuft inzwischen neben mir. Weiter als auf Bahn fünf lasse ich ihn aber nicht weg. Nebenbei arbeiten wir noch an seinem Laufstil. Zwischen der achten und elften Wiederholung frage ich mich leise, was ich hier treibe. Die Muskulatur wird etwas schwerer, die Anstregung steigt. Anscheinend müsste man doch mal wieder etwas mehr trainieren oder ist das schon das Alter? Blicke auf Carsten lassen keine Ermüdung erkennen. Vereinzelte Schweißperlen erkenne ich auf seiner Stirn, mehr nicht. Verdammt, er scheint echt fit zu sein.
Während der letzten zwei Intervalle schaue ich nochmal genau zu ihm rüber und erkenne mit trübem Blick eine verblüfende Ähnlichkeit mit Sebastien Kienle. Das motiviert mich doch gleich nochmal. Mit ihm halten nicht viele mit! Am Ende bin ich doch gut geschafft, aber anders als nach 8*1000m volle Kanone.
Über die nächsten Trainingseinheiten will ich im Anschluss nicht mehr informiert werden. Meine Lust auf eine Langdistanz ist hinter dem Mond verschwunden, wenn ich bedenke, dass nicht viele Sportler auf einen Trainingspartner wie mich zurück greifen können und alleine trainieren müssen.
Eine Schrecksekunde ereilt mich noch und reist mich beim Auslaufen zurück ins Hier-und-Jetzt: Sonntag hätte ich ihm für 180km Rad zu gesagt ...
Ahoi, Baustel
Aus meinem geplanten zweitägigen Vorbereitungstraining auf diese Einheit wird nichts. Ich vertraue lieber auf meine Erfahrung.
Mittwoch wache ich 5:30Uhr auf und muss kurz überlegen, wo und wer ich bin und warum die Beine schon unter der Decke wirbeln. Ach klar, heute ist ja Langdistanz-Training! Carsten treffe ich erst 1,5 Stunden später. Erstaunt nehme ich zur Kenntniss, dass er seine Hausaufgaben gemacht hat: Alle relevanten Zwischenzeiten für das Zieltempo hat er sich auf den Unterarm geschrieben. Wer ihn kennt, weiss dass dies Not tut. Weiterhin scheint er bezüglich der Ernährung gelernt zu haben, oder aber mein Gesabbel geht ihm so sehr auf die Nerven, dass er die Ratschläge einfach befolgt. Sowohl eine volle Trinkflasche als auch ein Gel und ein Riegel wühlt er aus den Untiefen seiner Hose hervor. Damit sollten wir das Training doch überleben. Die benachbarte Mensa der Bundeswehr weht zusätzliche Nährstoffe herüber. Der Geruch nach Schnitzel und Erbsen erinnert mich an mein Lieblignsmüsli mit Boulette und Zwiebel.
Nach einem kurzen Lauf-ABC und zwei Steigerungen geht es los. Als erfahrenem Tempohasen bleibt es mir überlassen, die ersten paar Mal von vorne zu laufen. Es geht gut, ich muss mich echt bremsen und frage mich wie schnell ich wohl beim 100km-Duathlon vor zwei Wochen gelaufen bin. Die Anstrengung ist sooo gering. Ich komme zu dem Schluss, dass es wohl mindestens eine 3:03min/km gewesen sein muss. Carsten hält sich erstaunlich zurück und trabt locker hinterher. Er scheint jedes Intervall mit zweimal Atmen auszukommen: Einmal vorm Start und einmal im Ziel. Nach sechs Wiederholungen essen wir ein Gel. Das Gel soll schließlich noch genug Zeit haben im Bauch zu randalieren. Passieren wird dahin gehend nichts.
Die nächsten sieben Male laufen wir in entgegengesetzer Richtung. Das Tempo ist weiterhin sehr gut und die Endzeiten liegen in einem Zwei-Sekunden-Intervall. Carsten läuft inzwischen neben mir. Weiter als auf Bahn fünf lasse ich ihn aber nicht weg. Nebenbei arbeiten wir noch an seinem Laufstil. Zwischen der achten und elften Wiederholung frage ich mich leise, was ich hier treibe. Die Muskulatur wird etwas schwerer, die Anstregung steigt. Anscheinend müsste man doch mal wieder etwas mehr trainieren oder ist das schon das Alter? Blicke auf Carsten lassen keine Ermüdung erkennen. Vereinzelte Schweißperlen erkenne ich auf seiner Stirn, mehr nicht. Verdammt, er scheint echt fit zu sein.
Während der letzten zwei Intervalle schaue ich nochmal genau zu ihm rüber und erkenne mit trübem Blick eine verblüfende Ähnlichkeit mit Sebastien Kienle. Das motiviert mich doch gleich nochmal. Mit ihm halten nicht viele mit! Am Ende bin ich doch gut geschafft, aber anders als nach 8*1000m volle Kanone.
Über die nächsten Trainingseinheiten will ich im Anschluss nicht mehr informiert werden. Meine Lust auf eine Langdistanz ist hinter dem Mond verschwunden, wenn ich bedenke, dass nicht viele Sportler auf einen Trainingspartner wie mich zurück greifen können und alleine trainieren müssen.
Eine Schrecksekunde ereilt mich noch und reist mich beim Auslaufen zurück ins Hier-und-Jetzt: Sonntag hätte ich ihm für 180km Rad zu gesagt ...
Ahoi, Baustel
>>Portrait Martin<<
