Challenge Roth 10.07.2011

    weiterlesen Sieben Tage ist es schon her, als ich gemeinsam mit 5000 Triathleten in der schönsten und größten Triathlonregion Deutschlands an den Start eines 226km langes Rennens ging. Für mich persönlich ist Langdistanz die Königsdisziplin beim Triathlon und in Roth zugleich, die mit den meisten Teilnehmern in der Welt. Ich weiß nicht, aus welchen Gründen, sich jedes Jahr so viele Menschen für eine Langdistanz anmelden. Bei mir jedenfalls, geht es um die neue Erfahrung. (...)
    Im Januar begann ich gezielt für die Challenge zu trainieren. Und seit Januar wollte ich unbedingt unter 10 Stunden bleiben. Nach einem durchwachsenen IRONMAN-Debüt im letzten Jahr in Frankfurt, hatte ich noch eine Rechnung mit meinem Gegner zu begleichen. Mein Gegner war die Zeit, die 10 Stunden. Das motivierte mich in der Vorbereitung.

    Zwei Wochen vor dem großen Tag begann ich mir Gedanken über den Rennverlauf zu machen. Ich wollte spätestens nach 1h auf dem Rad sein und nach 6:15h auf der Laufstrecke, damit für den Marathon noch ausreichend Zeit bleibt. Das war mein Plan.

    Am Freitag begann die große Reise. Ich wollte mir zuerst die Startunterlagen abholen, um dann auf der Pasta Party eine gute Figur abzugeben. Als ich gegen 1800 Uhr auf der Messe ankam, sah ich Andreas und Michael Raelert, die direkt am Eingang Autogramme gaben. Ich schlug zu. An dieser Stelle Glückwunsch an Andreas für die unglaubliche Zeit und vielen Dank nach Rostock.

    Fjodor beim Zieleinlauf mit Sub 10h!

    Am Samstag stand noch ein letztes Läufchen auf dem Trainingsplan. Danach ging es nach Hilpoltstein, um das Fahrrad abzugeben. Ich war begeistert, als mir dort die Anwohner viel Glück wünschten, und mir am nächsten Tag Ihre Unterstützung versprachen. Unglaublich!

    Nun war es soweit. 3:45 Uhr begann der große Tag. Ich fühlte mich super. Ich wusste, ich habe gut trainiert und bin bereit alles zu geben.

    Pünktlich 6:30 ist die erste Gruppe mit den Favoriten Andreas Raelert, Sebastian Kienle, Chrissie Wellington und einem TV-Athleten Annett Finger ins Rennen gestartet. Mir war klar, dass es sehr schwer sein wird, die Favoriten beim Schwimmen anzugreifen, denn ich startete erst um 7:00 Uhr. So beschloss ich die erste Disziplin entspannt anzugehen und mich zu schonen, um später beim Laufen Gas zu geben. Und es gelang mir. Nach 3,8km kam ich bei einer Zeit um 56 Minuten aus dem Wasser.

    Und nach knapp 59 Minuten saß ich auf dem Fahrrad. Auf den ersten Kilometern versuchte ich viel zu essen und zu trinken. Nach dem Gredinger Berg (35km) begann ich langsam das Tempo zu erhöhen. Die Stimmung am Solaren Berg in Hilpoltstein war gigantisch, das werde ich nicht so schnell vergessen. So drückte ich die 180km in einer Zeit von etwa 5:10h und ging somit nach 6:12h auf die Laufstrecke. Ich war drei Minuten schneller als geplant.

    Die ersten 18km verliefen so richtig gut. Keine Magenprobleme und keine Muskelkrämpfe, die Lufttemperatur von 30°C machte mir kaum zu schaffen. Die geplanten 10 Stunden wurden mit einem Mal nicht mehr gut genug. Ich fühlte mich fantastisch und wollte noch mehr. Ich begann von einem Marathon unter 3:30h zu träumen und rechnete mir schnell die Endzeit von 9:40h oder gar 9:35h aus. Es gibt da mal so ein Sprichwort: „Du sollst den Tag nicht vor dem Abend loben“. Zu meinem Bedauern musste ich das hohe Anfangstempo hart bezahlen. Ich verlor allmählich die Kontrolle über meinen Körper. Meine Hände fingen an zu zittern. Als ich versuchte in der Verzweiflung das letzte Gel zu mir zu nehmen, wurde mir auf einen Schlag übel. Alles hat sich innerhalb von wenigen Kilometern verändert. Und ich fühlte mich schlechter denn je. Ich war am Boden. Das Tempo ist währenddessen auf 6:30min pro km gesunken. Die große Rechnerei begann, ob es überhaupt noch für das große Ziel reicht. Noch die soeben erträumte 9:35h wurden in bittere 10:20h korrigiert. Die halbjährige Vorbereitung, die unzähligen Schwimm-, Rad- und Laufkilometer auf diesen einen Tag hin, werden nicht belohnt. Am liebsten wollte ich zu der Zeit wie ein kleiner Junge heulend in den Wald laufen. Es war nur noch der bittere Kampf gegen sich selbst. Ich bereute das hohe Anfangstempo.

    Fjodor freut sich wie ein kleines Kind ;-)

    Chris Mccormack sagte einmal: „IRONMAN ist wie das Leben, es gibt Hochs und Tiefs. Die große Kunst ist es die Hochs zu genießen und die Tiefs zu verkraften.“ Dieser Gedanke rettete mich. Innerhalb eines halben Kilometers wurde alles wieder gut. Ich wurde plötzlich richtig schnell. Es war mittlerweile Kilometer 26. Von dort an aber lief ich wieder das Tempo der ersten Kilometer und überholte einen Teilnehmer nach dem Anderen. Im Ziel blieb die Uhr bei 9:53:57 für mich stehen. Eine tolle Zeit, die mich an dieses wunderschönes Rennen noch lange erinnern wird. Wie gesagt IRONMAN ist ein Rennen, wo nicht nur die körperliche Verfassung sondern auch die mentale Einstellung eine entscheidende Rolle spielt.

    Zum Schluss möchte ich mich noch besonders bei meiner Familie, Vincent, Hagen, Carsten, Andi, Jörg, Curt, Micha, Torsten, Susi, Martin und bei allen anderen, die mir am 10. Juli die Daumen drückten, bedanken. Denn ich habe ein kleines Wunder erlebt. Jetzt seid Ihr dran!

    Euer Fjodor

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