Als Wiederholungstäter reisten wir für ein achttägiges Trainingslager in den Club Las Playitas auf Fuerteventura.
Viele Erinnerungen wurden wach, haben wir uns doch vor über 4 ½ Jahren dort kennen gelernt. Ich war damals zum Kitesurfen angereist und Rajko war ein blutiger Triathlonanfänger. Da kein Wind wehte, habe ich mir nach 4jähriger Fahrradabstinenz dann doch ein Fahrrad ausgeliehen und mich wieder etwas für Triathlon und den mir unbekannten Ostdeutschen interessiert... :-) Dass aus Interesse mehr wurde, sieht man auch daran, dass ich mich inzwischen mehr als Sächsin denn als Schweizerin fühle.

Der Club La Playitas ist bekannt für seine ideale Infrastruktur für viele Sportarten. Der geheizte 50 Meter Pool, die schönen knackigen Laufwege und die verkehrsarmen Straßen mit rücksichtsvollen Autofahrern sind für Triathleten ein Paradies. Wir schätzen vor allem das sonnige, warme Wetter, was bereits vor Ankunft die Trainingswoche planen lässt. Eben dieser Plan sah diesmal, da die Grundlage bereits vorhanden war, eher knackige Trainings vor und konnte auch fast 1:1 umgesetzt werden. Am Ende des Trainingslagers einen olympischen Triathlon einzubauen, war allerdings auch für uns Neuland. Aber genau das war ja unser Ziel: neue Reize setzen und wieder etwas näher zu unserer Wunschform für Moritzburg finden.

Die schweren Beine nach der intensiven Trainingswoche waren dann Richtung Wettkampf auch weniger das Problem. Das waren eher unerwünschte Meeresbewohner: Bereits am zweiten Tag unseres Aufenthaltes stürzten wir uns motiviert mit den im Winter verstaubten Neos in die Fluten des Atlantiks. Das Wasser fühlte sich super an - so um die 20 Grad - und wir schwammen zur ersten Boje. Doch was waren denn das für schleimige, rote und blaue, verzottelte Dinger? Ohje, es wurden immer mehr und plötzlich war mir nur noch zum Schreien zu Mute: Wir schwammen mitten in einem Quallenschwarm. Rajko hat sich gewundert über meinen Schreianfall und schwamm ganz straff sein Programm weiter. Quallen kannte er ja nur von der Ostsee, etwas eklig, aber doch kein Drama. Quallen waren mir aber schon öfters als sehr unangenehme und auch recht gefährliche Meeresbewohner aufgefallen. Also schwamm ich so schnell ich konnte zum Ufer und Rajko kam dann doch auch nach einer Weile, weil ihn etwas am Fuß brannte. Der Fuß wurde immer röter und schwoll auch schnell an – ihn hatte eine Qualle erwischt. Ich holte im Restaurant im Nebenort schnell Essig und dachte schon, dass das jetzt das Ende des Trainingslagers für Rajko war. Zum Glück half der Essig schnell und der Fuß sah nach einem halben Tag wieder normal aus. Mit Freiwasserschwimmen war es dann aber auch erst einmal essig. Das Schild „Caution, Jellyfish/ Precaucion, Medusas“ entdeckten wir leider erst nach dieser Aktion....

Pünktlich zum Renntag waren die Quallen dann verschwunden und es konnte ein Triathlon, statt des schon befürchteten Duathlon, stattfinden. Einen Tag vor unserer Abreise sollten wir also 1km Freiwasserschwimmen, 40 km radeln sowie 8 km laufen durch das hügelige und windige Fuerte.
Der Wettkampf fand zeitgleich mit der Challenge Mitteldistanz statt und war gut organisiert. Wir konnten die komplette Infrastruktur des großen Rennens nutzen, inklusive kompletter Straßensperrungen durch die kanarische Polizei und einer leckeren Zielverpflegung mit Paella und viel Cerveza sin.

Blöd ist, dass man vor dem Schwimmstart beim ersten Triathlon im Jahr immer wieder nervös ist. Rajko natürlich besonders ;-) Jedenfalls stellten wir uns ganz rechts in die 3. Reihe, da wir die Schwimmleistungen der Locals recht hoch einschätzten. Beim Beachstart setzten sich die Spanier dann auch ganz schön in Szene und waren alle schnell weg, den meisten ging nach den ersten 200 m Sprint aber auch die Puste aus. Einige Mitglieder der schwedischen (Kurzdistanz-)Triathlonnationalmannschaft waren auch am Start und die sah man entweder erst im Ziel wieder (ich) oder dann auf dem Bike (Rajko). Es ist aber davon auszugehen, dass die Schweden nicht ganz so Vollgas gingen wie wir…
Die ganze Schwimmstrecke wurde ich jedenfalls von Rajko begleitet und bereits beim Schwimmausstieg von ihm überholt. Er freute sich und ich war eigentlich nicht weiter darüber erstaunt, denn Schwimmtrainings ohne Fußkitzeleien von Rajko gehören der Vergangenheit an... Oder ich muss mich in Zukunft wieder etwas straffen?
Zeit zum darüber Nachdenken war nicht, denn der Wechsel aufs Rad folgte und mein Vorsatz auf dem Rad alles zu geben, musste umgesetzt werden. Es lief sehr gut und ich konnte immerhin zwei Positionen rausfahren. Meine Beine waren wirklich überraschend frisch. Kurz vor dem Wechsel rief mir Rajko Position 2 zu und ich sah ihn auf dem 3. Platz laufen. Wieder mal typisch, dem Rajko läufts Bombe, obwohl er eigentlich lieber nicht starten wollte. Aber das ist ja nichts Neues. :-)

Beim Wechsel wurde mir dann mitgeteilt, dass die erste Frau Anje Thoren (immerhin schwedische Triathlon Meisterin) 3min 30 in Führung liegt. Auf 8 km war dies unmöglich ranzulaufen und hinter mir war ja auch noch die Spanierin Rodriguez mit 2 min auf der Lauer. Die Laufstrecke hatte es in sich: Entweder ging es bergauf oder es hatte ordentlich Gegenwind oder es war einfach schweineheiß. Meine Beine waren dann doch auch etwas angenockt. Ich war aber froh, als ich als 2. durch den schönen Zielbogen einlaufen konnte und Rajko schon auf mich wartete. Im Delirium verstand ich nicht ganz, warum er als 3. eingelaufen war, sich aber auf Platz 2 sah ??? Der Grund war einfach: der zuerst Eingelaufene, ein junger Deutscher, hatte auf der Radstrecke abgekürzt (ca. 3 km weniger gefahren) und wurde disqualifiziert. Rajko war zu diesem Zeitpunkt ca. 50 m hinter ihm, konnte alles live sehen. Er hatte sich aber glücklicherweise trotzdem für den richtigen Weg entschieden.

Zufrieden mit unseren zwei 2.Plätzen schauten wir uns nun noch das Challenge Hauptrennen an. Ein wirklich hartes Rennen und interessant anzuschauen.
Abends vor der Siegerehrung wurde Rajko auf einmal in der Rangliste als 1. aufgeführt. Auch der Zweite, ein Spanier, ist die selbe Abkürzung, welche mindestens 5 Minuten Zeitvorteil gebracht hat, gefahren und wurde ebenso wie Johannes Hinterseer von einem Marshall erwischt. Natürlich überglücklich nun doch tatsächlich dieses Rennen gewonnen zu haben und als Sieger und bzw. Zweite das Podest betreten zu dürfen, verbrachten wir noch den letzten, gemütlichen Abend auf der Insel.

Wieder eine insgesamt sehr schöne und erlebnisreiche Zeit auf „unserer“ Insel Fuerteventura. Bis zum nächsten Mal!
Simi Bürli-Sickert
Links:
http://www.challengefuerteventura.com/index.php/en/
Ergebnisse:
http://online.trackingsport.com/live/pagcontrol.jsp?loc=es&o=186
http://www.toptimecanarias.com/RESULTADOS/2014/CHALLENGE%20FUERTEVENTURA/Parciales_SPRING.htm